…direkt vor unserer Haustüre. So geschehen bei uns in diesem Frühjahr! Es fing alles damit an, dass wir jeden Morgen kurz vor Sonnenaufgang von einem regelmäßigen Klopfen an unserem Schlafzimmerfenster geweckt wurden. Anfangs wussten wir erst nicht, was uns da weckte. Dann sahen wir ihn: ein Wiedehopf, der ununterbrochen mit gespreizten Flügeln vor der Fensterscheibe auf- und abflog und mit dem Schnabel leicht gegen die Scheibe klopfte.

Ich informierte mich, warum dieser wunderschöne Vogel dies tat. Wiedehopfe, wie manch andere Vögel auch, verteidigen in der Paarungszeit ihr Revier und da sie in reflektierenden Flächen, wie Fensterscheiben, Autokarosserien u.a. ihr eigenes Spiegelbild als Rivalen erkennen, versuchen sie, diesen durch Drohgebärden und -geschrei zu vertreiben. Dieser Vogel mit seinem farbenprächtigen Federkleid war zwar bezaubernd anzusehen, aber es bedeutete Stress für das Tier. Zumal er nicht am Schlafzimmerfenster blieb. Er flog an Glastüren hoch, an verschieden Fenstern des Hauses, und an unseren Autos. Und überall hinterließ er die Spuren seines Flügelschlags und an den Autos sogar seiner Exkremente.

                   

Wir versuchten, mögliche Reflexe durch Licht zu vermeiden, verhingen die Tür, ja sogar unsere Autos!! mit alten Bettlaken. Ohne Erfolg, er fand immer wieder Stellen, wo er seinen offensichtlichen Konkurrenten entdeckte. Und zwar nicht mehr nur frühmorgens, sondern immer wieder einmal den ganzen Tag über. Uns blieb nur abzuwarten, bis er endlich ein Weibchen fand, mit dem er eine Familie gründen konnte. Dann sollte nämlich diese Phase vorbei sein.

Fensterputzen und Autowaschen war in dieser Zeit natürlich sinnlos…

Nachdem ich so lange den Wunsch gehegt hatte, endlich einmal einen Wiedehopf von Nahem fotografieren zu können, konnte ich in dieser Zeit endlich meinen Wunsch erfüllen und viele, viele Fotos machen. Natürlich vom Inneren des Hauses aus, durch die Fensterscheiben…

Außer einem Mal…! Ich setzte mich vor Sonnenuntergang, dunkel gekleidet, mit einem dunklen, großen Handtuch über dem Kopf wie ein Umhang, mit Stativ und Kamera auf einen Hocker hinter ein paar Pinien, mit Blick auf unser Schlafzimmerfenster und wartete… Und tatsächlich, „unser“ Wiedehopf (auf mallorquin übrigens „puput“ genannt) ließ mich nicht im Stich! Pünktlich wie jeden Morgen kam er angeflogen und vollzog sein Ritual – festgehalten auf einem kleinen Video!

Insgesamt dauerte die Phase ungefähr sechs Wochen, dann war es vorbei. Wir hörten oftmals seine Rufe in unserer Nähe, aber auch die Rufe eines Weibchens (ähnlich wie die des Männchens, aber in einer höheren Tonlage). Vielleicht hat „unser“ Wiedehopf ein Weibchen zur Paarung gefunden und Nachwuchs bekommen.

Mal schauen, ob nächstes Jahr wieder ein oder mehrere Wiedehopfe zu uns kommen, denn es heißt, sie kehren im nächsten Jahr zum Ort ihrer Geburt zurück…